ERSTVERSORGUNG

Besonders die Versorgung von Jungtieren bedarf sehr viel Erfahrung und Vorsicht. Auch wenn Sie oder Ihre Kinder ganz begeistert von den süßen, kleinen Findlingen sind: Seien Sie so fair und stellen Sie die persönlichen Bedürfnisse zurück, eine Selbstaufzucht vorzunehmen. Eine erfolgreiche Aufzucht basiert auf sehr viel Fachwissen, welches ein Laie sich auch durch Internetrecherchen nicht aneignen kann. Schon der kleinste Fehler führt dazu, dass Ihnen die Jungen versterben. Je jünger die Eichhörnchen sind, desto schneller muss eine optimale Versorgung erfolgen. Auffangstationen sind vollständig mit allem Notwendigen ausgestattet und können eine schnellstmögliche Versorgung garantieren.

Sie geben den jungen Eichhörnchen die größte Überlebenschance, wenn Sie sie schnellst möglich in eine Auffangstation überführen.

ACHTUNG: Verabreichen Sie immer in Absprache mit einer Auffangstation, eigenständig Flüssigkeit! Vor allem KEINE Kuhmilch, da diese tödlich für Eichhörnchen ist! Ohne die notwendige Fachkenntnis, wie die Kleinen richtig gefüttert werden, riskieren Sie ein ersticken, wenn Flüssigkeit in die Lunge eingeführt wird!

Sollte eine zeitnahe Überführung in eine Auffangstation nicht möglich sein, erhalten sie telefonisch genaue Anweisungen, welche Maßnahmen sie zwischenzeitlich ergreifen können. Wir entscheiden dann gemeinsam mit Ihnen, ob eine Flüssigkeitszufuhr durch Sie erfolgen sollte und instruieren sie dementsprechend. Für den Fall, dass Sie niemanden erreichen können, sind unten die wichtigsten Fakten für eine Notversorgung mit Ersatzflüssigkeit zu finden. Lesen Sie sich die Anweisungen bitte gründlich durch und befolgen Dies diese genau wie angegeben.

Sollten Sie zu weit von uns entfernt sein, und eine Überführung nicht möglich sein, helfen wir Ihnen mit der Vermittlung an eine Auffangstation in Ihrer Nähe weiter. Wir sind deutschlandweit mit anderen Auffangstationen vernetzt und unterstützen uns bei der Aufnahme von Neuzugängen.

1. UNTERKÜHLUNG VERHINDERN

Die Jungen kühlen umgehend aus, sowie sie sich nicht mehr im wärmenden Nest der Mutter befinden, was den Tod der Kleinen bedeutet. Daher ist ganz wichtig, ihnen genügend Wärme zu geben.

Besonders einzelne und unterkühlte Jungtiere benötigen eine Wärmequelle:
Umwickeln Sie eine nicht zu heiße Wärmflasche oder eine mit warmen Wasser gefüllte Einweg-/ oder Mehrwegplastikflasche mit einem Handtuch. Legen Sie diese flach in eine Kiste. Drauf legen Sie ein weiteres Handtuch und formen damit eine Mulde. Dort hinein betten sie die Eichhörnchenbabys. Die Temperatur in der Mulde der Jungen sollte angenehm warm, aber nicht zu heiß sein, da ansonsten der Kreislauf kollabieren kann.

Wenn Sie unterwegs sind, reicht es aus, die Kleinen unter ihrem Pullover zu wärmen. Körperwärme ist ideal. Bei einem ganzen Wurf wärmen sich die Kleinen gegenseitig. Daher kontrollieren sie zwischendurch bitte immer wieder die Temperatur, damit es nicht zu heiß wird und verzichten gegebenenfalls auf eine zusätzliche Wärmequelle.

2. FLÜSSIGKEIT VERABREICHEN

Bitte verabreichen Sie Flüssigkeit in Absprache und unter genauer Anweisung mit einer Auffangstation!! Besonders bei den ganz Kleinen besteht große Gefahr, dass Sie die Flüssigkeit in die Lunge bekommen, was zum Ersticken oder Lungenentzündungen führen kann!!

Wenn eine zeitnahe Überführung in eine Auffangstation nicht möglich ist, befolgen Sie bitte die folgenden Anweisungen.

  1. Bevor Sie Flüssigkeit verabreichen, müssen unterkühlte Babys wie oben beschrieben aufgewärmt werden, da sie ansonsten nicht trinken.
  2. Besonders wenn die Vitalfunktionen der Jungen schlecht sind, sollte schnellstmöglich tröpfchenweise die unten beschriebene Ersatzflüssigkeit verabreicht werden. Besonders die ganz kleinen Babys dehydrieren sehr schnell, wenn sie von der Mutter getrennt wurden. Oft liegen diese schon längere Zeit auf dem Boden, bevor sie gefunden werden.Ältere Jungtiere schlecken die Ersatzflüssigkeit meist selbstständig ab.


    Geben Sie NIEMALS Kumilch oder ähnliches!!
     

    Auch die Umstellung auf eine Katzenaufzuchtmilch, die die Jungen zukünftig erhalten werden, muss langsam erfolgen. Ansonsten kann es zu Koliken, Durchfall und Kreislaufzusammenbrüchen kommen, was den Tod bedeuten kann!!

    ERSATZFLÜSSIGKEIT:
    In 200 ml abgekochtes Wasser oder Fencheltee geben Sie 2 Teelöffel Honig oder Zucker oder Traubenzucker und eine Prise Salz.

    – Die Ersatzflüssigkeit darf nicht zu heiß sein, machen Sie eine Probe an der Innenseite Ihres Handgelenkes dass sie angenehm warm ist.

    Füttern sie die Jungen niemals auf dem Rücken, da ansonsten Flüssigkeit in die Lunge laufen kann. Bei ihrer Mutter säugen die Jungen auf dem Bauch liegend.

    – Arbeiten Sie bitte immer möglichst steril: Bevor Sie die Jungen anfassen immer Hände waschen! Fassen Sie sie bitte immer nur mit warmen Händen an, wärem Sie ansonsten vorher ihre Hände auf.

    – Umwickeln sie das Junge mit einem weichen Tuch und halten Sie es mit dem Bauch nach unten in der Hand.

    – Benutzen Sie eine kleine sterile Einwegspritze ohne Kanülenaufsatz, eine Pipette oder ihren Finger (bitte vorher gründlich die Hände waschen, um hygienisch und möglichst steril zu arbeiten).

    – Geben Sie nun an das Mäulchen oder vorsichtig in die Backentasche einen Tropfen der Flüssigkeit. Warten Sie bis das Junge geschluckt hat, bevor Sie einen weiteren tropfen anbringen.

    Geben Sie immer nur kleine Mengen Flüssigkeit, da zu viel Flüssigkeit zum Tod führen kann!!! Achten SIe darauf, dass Sie keine Flüssigkeit direkt in den Rachenraum drücken, damit es sich nicht verschlucken kann.

  3. Zu verabreichenden Menge:
    – Unter 50 g Körpergewicht: In der 1. Stunde max. 2 ml Flüssigkeit
    Wiederholungsintervall danach alle 3 Stunden

    – Über 50 g Körpergewicht: In der 1. Stunde max. 3-5 ml Flüssigkeit
    Wiederholungsintervall danach alle 3 Stunden

  4. Oftmals sind die Tiere zu geschwächt und es bedarf einiger Geduld, bis sie aus eigener Kraft trinken. Daher ist es wichtig, mit genügend Pausen kontinuierlich immer wieder Flüssigkeit anzubieten. Tropfen für Tropfen.
  5. Die Versorung mit der Ersatzflüssigkeit ist nur eine, für die ersten Stunden vorübergehende Notlösung, um den Kreislauf der Jungen zu stabilisieren!!
    Sie enthält nicht die Nährstoffe, die die Kleinen zum Überleben benötigen! Sie müssen zeitnah vorsichtig auf eine Katzenaufzuchtmilch umgestellt werden. Dies sollte über eine Auffangstation erfolgen. Es gibt sehr viele Präparate im Markt, die Eichhörnchen von der Zusammensetzung her nicht vertragen oder unzureichend versorgen!!
    Tierärzte sind darüber oft nicht informiert und geben Ihnen ein Produkt mit, welches sie für Katzenbesitzer vorrätig haben, dass jedoch oft absolut untauglich ist.
    Uns werden leider häufig Babys und Jungtiere gebracht, die durch diese Präparate bereits an Durchfall, Koliken und Blähbäuchen leiden. Eine solche Fehlernährung überleben viele der Tiere nicht!!


    Wenn keine zeitnahe Überführung in eine Auffangstation möglich ist, dann besorgen Sie bitte Katzenersatzmilchpulver von:
    Fox Valley
    KMR
    Royal Canin Babycat Milk

    Diese 3 Produkte eigenen sich hervorragend, da sie gut vertragen werden. Die Royal Canin Babycat Milk erhalten sie in den meisten größeren Tierfuttermärkten, die anderen beiden müssen im Internet bestellt werden.
    Nicht zu empfehlen ist die Katzenaufzuchtmilch der Herstellers Gimpet/GimCat, Canina und Trixie, da diese zu Durchfall führen und nicht gut vertragen werden.

    Wichtig ist, dass man die Katzenaufzuchtmilch nicht mit der Katzenmilch aus dem Supermarkt verwechselt. Diese ist lediglich eine Trinkmilch für Hauskatzen und wird von Eichhörnchen nicht vetrage!

    Wenn Sie es nicht schaffen, dem Jungen Flüssigkeit zu verabreichen und es nicht trinken will, kann Ihnen ein Tierarzt durch eine subkutane Flüssigkeitszufuhr helfen! Bitte setzen Sie sich generell umgehend mit uns oder einer anderen Auffangstation für eine Übernahme der Tiere in Verbindung.

    APPELL AN DIE VERNUNFT:
    Auch wenn es, besonders für Ihre Kinder, eine aufregende Erfahrung ist, Eichhörnchenjungen so nah zu kommen, steht das Überleben der Kleinen an erster Stelle. Seinen Sie so fair und spielen Sie nicht den lieb gemeinten Doktor mit dem Ziel, die Jungen alleine aufzuziehen. Eine Aufzucht erstreckt sich über viele Monate, in denen die empfindlichen Tiere Ihnen durch die kleinsten Fehler versterben können.
    Es ist nicht möglich, sich über das Internet alle relevanten Informationen für eine erfolgreiche und vor allem artgerechte Aufzucht, zu besorgen.

    Bis zur finalen Freilassung steht ein langer Prozess der Rückführung in die Natur. Dazu bedarf es geeigneter, sehr großer Freigehege, in denen die Tiere auf die Freilassung vorbereitet werden.

    Eine Aufzucht im Familienverbund und oft in Gemeinschaft mit anderen Haustieren führt unweigerlich zu einer Fehlprägung der Tiere!!
    Sie entwickeln später kein natürliches Gespür mehr für Gefahren und sind alleine nicht überlebensfähig.
    Daher sind diese Tiere dazu verdammt, ein Leben lang in Gefangenschaft leben zu müssen. Unweigerlich entwickeln all diese Tiere unterschiedliche Formen von Verhaltensstörungen durch eine dauerhafte Gefangenschaft.

    Man kann die natürlichen Instinkte und Bedürfnisse von Wildtieren nicht brechen oder abtrainieren!! Sie sind nur in der freien Natur glücklich und unser oberstes Ziel ist es, Sie dorthin wieder zurück zu führen.

 

3. BAUCHMASSAGE ZUR STIMMULATION

Es ist sehr wichtig, daß Sie Eichhörnchenkindern nach dem Trinken den Bauch massieren, um die Urin- und Kotabgabe zu stimulieren.
Von Natur aus, setzen junge Eichhörnchen diesen nämlich nicht ab. Daher übernimmt das die Mutter, indem sie nach dem Säugen über den Bauch und die Geschlechtsteile der Kleinen leckt. Nach kurzer zeit, lassen diese dann Tröpfchen weise den Urin ab.

Dass hat den großen Vorteil, dass der Kobel sauber bleibt und kein übermässig starker Geruch entsteht, der die Aufmerksamkeit von Räubern auf das Nest lenkt.

Sie müssen die Stimmulation bitte unbedingt ca. 10 Minuten nach der Fütterung durchführen.

BAUCHMASSAGE ANLEITUNG:

  1. Nehmen Sie sich ein weiches Wattepad oder Kosmetiktuch.
    Verwenden Sie bitte keine Küchenrolle oder ähnlich raue Materialien, da diese dazu führen können, dass die Geschlechtsteile durch übermässige Reibung wund werden.
  2. Legen Sie das Junge in eine entspannte Position, am besten seitlich liegend und heben Sie mit dem Daumen der einen Hand vorsichtig das Hinterbein an.
  3. Streichen Sie jetzt ganz zart vom Oberbauch kommend runter über das Geschlechtsteil bis zum Schwanzschaft. Üben Sie dabei keinen festen Druck aus, den braucht es nicht. Die Kleinen brauchen lediglich die sanfte Berührungsstimulation, um die Blase zu öffnen.
    Ähnlich wie Katzen sich beim Putzen lecken, tut dies auch die Eichhörnchenmutter. Simulieren Sie diesen Ablauf, durch langsame, zarte, Wiederholungen. Innerhalb kurzer Zeit werden Sie feststellen, dass der Urin Tröfchenweise fließt.
  4. Dabei benötigen männliche Jungtiere in der Regel länger zum Urinablassen, wie weibliche. Die Jungs geben in nur Tröpchen weise ab, die Mädchen können direkt größere Mengen Urin auf einmal ablassen.
  5. Bitte wiederholen Sie die Stimulation nach jeder Fütterung. Eine übervolle Blase kann zum Tod der Kleinen führen.