IN DEUTSCHLAND BISLANG KEIN PROBLEM, IN ENGLAND NICHT MEHR AUFZUHALTEN

Wenn Menschen von den bösen dunklen Eichhörnchen sprechen, die eine Verdrängungsgefahr für unsere roten Eichhörnchen bedeuten sollen, meinen sie fälschlicher weise in den meisten Fällen unsere einheimischen Eurasischen Eichhörnchen, mit der dunklen Fellfärbung. Diese ist allerdings genetisch bedingt und sowohl rote, braune und schwarze Eichhörnchen gehören zur selben Gattung. Sehr oft hat man, wie z.B. auch bei Katzen, in einem Wurf unterschiedlich gefärbte Jungtiere.

Das, was Menschen dabei gerne verwechseln, ist die in den Medien publizierte „gefährliche Gattung der Eichhörnchen“: das amerikanische Grauhörnchen. Es hat mit unseren heimischen, dunkel gefärbten Eichhörnchen rein gar nichts zu tun.

Es handelt sich hierbei um eine invasive Tierart. Die EU-Kommission hat die amerikanischen Grauhörnchen auf eine Liste unerwünschter Tierarten gesetzt, deren weitere Ausbreitung in Europa bekämpft werden soll.

Das amerikanische Grauhörnchen hat im Gegensatz zu unseren ein anders Fell, es ist etwas größer vom Körperbau, sein Fell ist gräulich meliert, es hat keine Puschelohren und einen kürzeren Hals. Es unterscheidet sich optisch deutlich von den hier einheimischen Eichhörnchen.

In Deutschland gibt es das amerikanische Grauhörnchen bislang nicht. Es unterliegt strickten Einfuhrverboten und darf auch nicht in Zoos oder privat gezüchtet und gehalten werden.

Das ist auch wichtig, denn tatsächlich stellt es für unsere einheimischen Eichhörnchen-Population eine sehr große Gefahr dar.

Grund hierfür ist vor allem, dass sie das Squirrelpox-Virus, ein Pocken-Virus, in sich tragen, gegen das sie selbst immun sind und das bei ihnen nicht ausbricht. Allerdings ist dieses Pocken-Virus für unsere europäischen Eichhörnchen hochansteckend! Infiziert sich ein rotes Eichhörnchen mit dem Virus, stirbt es qualvoll innerhalb von ein bis zwei Wochen. Prognosen sagen, dass man davon ausgeht, dass ein großer Teil unserer einheimischen Eichhörnchen-Population ausgerottet werden würde, wenn es das Pocken-Virus zu uns schaffen sollte.

In England hingegen ist dies leider bereits passiert. 1876 wurde das Grauhörnchen wohl gemeint beabsichtigt angesiedelt, und hat sich im Laufe der Jahre dort etabliert. Unser dort ebenfalls heimisches Eurasisches Eichhörnchen wurde dadurch in seinem Betsand so stark dezimiert, dass sie in England inzwischen nur noch in isolierten Restbeständen vorkommen.

Daher hoffen wir Wildtierpfleger inständig, dass es keine Grauhörnchen hier zu uns schaffen. Man wacht aktuell in Frankreich und der Schweiz mit Argusaugen darauf, dass sich das Grauhörnchen nicht über die Grenzen von England heraus verbreiten. Zudem besteht ausserdem die Gefahr, dass über den illegalen Schwarzmarkthandel, Grauhörnchen für Privathaltungen und Zuchten erworbenen werden. Auch dies kann zu einer unabsehbaren Katastrophe führen. Leider machen sich viele Besitzer illegal gehaltener Tierarten überhaupt keine Gedanken darüber. Sie gehen rücksichtslos ein Risiko ein, dass in einem Ernstfall wie hier, die Auslöschung einer heimischen Tierart bedeuten kann. Denn leider entwischen immer wieder Wildtiere aus Privathaltungen, so dass wir in Deutschland bereits bestimmte frei lebende Tierarten haben, die auf unserem Kontinent nicht heimisch sind.